Lettland

Positiver Wirtschaftsausblick für Lettland: Wachstum 2018 stärker als das der Nachbarn

29.12.2017

(GTAI) - Die EU-Fördermittelprogramme und eine gute Wirtschaftslage in wichtigen Absatzmärkten sorgen 2018 für ein starkes Wirtschaftswachstum in Lettland. Der Investitionsboom aus dem Vorjahr strahlt auch in das nächste Jahr aus und verschafft deutschen Industriegüterherstellern gute Absatzchancen. Während Lettlands Bürger infolge eines Reallohnanstiegs den Privatkonsum ankurbeln, sorgt sich die Industrie weiter über den Fachkräftemangel. Die Lösung liegt in einer stärkeren Automatisierung.

Die lettische Wirtschaft profitiert auch 2018 von einem rundherum guten Wirtschaftsklima: Die Fördermittel der Europäischen Union (EU) stützen rege Investitionsaktivitäten bei einer hohen Kapazitätsauslastung und einer starken Nachfrage aus der EU und Russland. Hinzu kommen Lohnzuwächse, die die Inflation übertreffen und damit den Privatkonsum anheizen. Die EU-Kommission erwartet deshalb, dass Lettland 2018 und 2019 das mit 3,5 beziehungsweise 3,2 Prozent stärkste Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Baltikum erreichen wird. Auf Basis der Einschätzungen öffentlicher Einrichtungen (EU-Kommission, Finanzministerium, Nationalbank, OECD) und Banken (SEB, Nordea, Swedbank) ergibt sich ein Prognosespektrum für das Wirtschaftswachstum 2018 von 3,5 bis 4,2 Prozent. Wachstumstreiber werden danach, vor allem wegen der EU-Fördermittel, starke Bruttoanlageinvestitionen sein.

Das Fazit für die Wirtschaftsentwicklung 2017 fällt ausgesprochen positiv aus, nachdem zahlreiche Ökonomen ihre Prognosen für das BIP-Wachstum bereits im Jahresverlauf leicht nach oben korrigierten, zum Beispiel die EU-Kommission im November um einen Prozentpunkt auf 4,2 Prozent. In den ersten drei Quartalen 2017 wuchs die lettische Wirtschaft preisbereinigt um 5,1 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Dafür sorgten vor allem die verspätet eingeführten EU-Fördermittel, die den starken Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen 2016 nun in einen Investitionsboom mit einem Wachstum um 17,1 Prozent von Januar bis September verwandelten. Getrieben wurde der Investitionsboom zusätzlich von einem starken Außenhandel mit den anderen EU-Ländern und Russland, was zu einem Realanstieg der Waren- und Dienstleistungsexporte um 3,9 Prozent führte. Die Importe legten wegen der guten Wirtschaftslage und eines statistischen Sondereffekts um 9,9 Prozent zu. Der Privatkonsum wuchs von Januar bis September 2017 um 4,8 Prozent.

Die Analysten wichtiger öffentlicher Einrichtungen und der großen Banken der Region gehen davon aus, dass die 2017 verspätet eingeführten EU-Fördermittel 2018 weiter für ein hohes Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen sorgen, wenn auch nicht mehr auf dem zweistelligen Niveau von 2017. Das Prognosespektrum ist allerdings mit 4,6 Prozent (Nordea) bis 9,3 Prozent (OECD) recht weit, während allein die Swedbank sogar von einem Realwachstum um 15 Prozent ausgeht. Einig sind sich die Ökonomen zumindest darin, dass neben den Fördermitteln auch die hohe Kapazitätsauslastung (zuletzt 75 Prozent im Oktober 2017) und die starke Auslandsnachfrage die Investitionstätigkeit beleben werden. Unter den Großinvestitionen ist das EU-geförderte und in Lettland rund 2 Milliarden Euro teure Schienenprojekt Rail Baltica hervorzuheben, weil 2018 auch deutsche Ingenieurbüros Auftragschancen bei der technischen Planung haben. Grundsätzlich werden Automatisierungslösungen in der vom Fachkräftemangel geplagten Industrie immer wichtiger.